Du hast keine Lust mehr, bei jedem Post für Social Media oder Deine Webseite stundenlang nach einem Bild zu suchen? Du willst Fotos, die zu Dir passen, die zeigen wer Du bist und die Du jederzeit aus dem Ärmel zaubern kannst? Das schreit nach einem top geplanten Brand Shoot.
Heute teile ich meine Erfahrungen aus all meinen Brand Shootings mit Dir – und da ich seit 2008 blogge, sind das einige. Das WICHTIGSTE gleich zu Beginn: Bitte kopier nicht, was Du bei anderen gesehen hast, sondern bau Dir mit meinen Tipps einen eigenen Weg zu Deinen Brandfotos. Sonst haben nachher alle Content-Creator im Netz die gleichen Flatlays mit den gleichen Props, nehmen ähnliche Positionen ein und sind einfach nur boooooorrrrriiiiiiiiing.
Hier sind meine hands-on Tipps für ein Fotoshooting, das Dich und Deine Marke top rüberbringt. Vorbereitung ist alles! Ich verrate Dir, was Du Dir vorher konkret überlegen und was Du zusammensuchen musst, um am Shooting-Tag möglichst viele Bilder in den Kasten zu kriegen:
1. Deine Themen
Sicher gibt es bestimmte berufliche Themen oder Dienstleistungen, die Menschen mit Dir oder Deinem Unternehmen verbinden.
Frag Dich: Wofür stehe ich? Wer ist genau meine Zielgruppe? Welchen Mehrwert gebe ich den Menschen? Schreib die Themen alle auf einen Zettel. Daneben notierst Du zusätzliche, neue Themen, für die Du Dich gerade interessierst und über die Du in nächster Zeit schreiben, etwas veröffentlichen oder Stories machen möchtest. Dabei entstehen schnell Ideen für Deinen Brand Shoot.
Wenn Du noch nicht konkret weißt, welche Themen Du in nächster Zeit spielen willst, aber trotzdem jetzt schon Fotos dafür shooten möchtest, ist es hilfreich, in Reihen und Symbolbildern zu denken.
Ein Beispiel: Du möchtest in nächster Zeit Bücher vorstellen – weißt jedoch noch nicht welche.
- Leg Dir easy 20 Lieblingsbücher raus und fotografier die Cover – jetzt hast Du schon mal eine kleine Auswahl.
- Mach zusätzlich Aufnahmen von Bücherstapeln. Davon, wie Du ein Buch liest oder von einem markierten Zitat. Zeig ein Buch, aus dem seitlich viele Post its herausragen. Stell mehrere Bücher leicht geöffnet hin und fotografier sie von oben. Fotografier Dein Bücherregal aus verschiedenen Perspektiven. Schlag die Bücher auf. Die Möglichkeiten sind wirklich endlos.
Es gibt natürlich auch berufliche Themen, die eher im Netz und virtuell stattfinden – das lässt sich erstmal nicht so leicht fotografieren. Anstatt pausenlos Bilder von Dir am Rechner zu posten, geh das Thema doch mal anders an.
Frag Dich: Kann ich Dinge an denen ich arbeite, ausdrucken, am Rechner öffnen, festhalten? Gibt es Präsentationen, Give aways, Daten, Dinge, die meine Arbeit greifbarer machen, die ich mit ins Shooting nehmen kann?
2. Passende Requisiten für Dein Fotoshooting
Du brauchst echte Requisiten – sprich Props, die mit Dir und Deinem Business zu tun haben. Deine Follower sehen nämlich sofort, ob da was Überflüssiges zur Deko rumliegt, weil es farblich hübsch aussieht – oder ob die Details Deine Persönlichkeit und Deine Art zu arbeiten rüberbringen.
Um echte Requisiten zu finden, stell Dir folgende Fragen:
- Was mache ich oft? Zum Beispiel schreiben, zeichnen, tippen, telefonieren oder Briefe versenden.
- Was benutze ich physisch für meine Arbeit? Dein Macbook, eine Tastatur, einen großen Bildschirm. Ein iPad, einen Paketabroller, ein iPhone, Briefmarken, Packpapier, Aquarellfarben, Buntstifte, Notizbücher, eine Brille. Schau Dich in Ruhe auf Deinem Schreibtisch und an all den Plätzen um, wo Du regelmäßig arbeitest. Da findest Du sicher einige Dinge, die Dir jetzt spontan nicht einfallen.
- Was benutzt Du für Deine Arbeit, was sich nicht anfassen, aber abbilden lässt? Beispielsweise eine bestimmte App oder Software?
- Und vor allem: Was möchtest Du über Dich verraten, was nicht? Gibt es dementsprechend vielleicht Equipment, Gegenstände oder Teile von Räumen, die nicht mit auf das Bild sollen?
Natürlich kannst Du Deine „echten“ Requisiten herrlich mit Props kombinieren, die die Bilder schöner und ansprechender machen. Zum Beispiel mit Blumen und Pflanzen (dabei unbedingt die Saisonalität im Auge behalten – Tulpen gibt es beispielsweise nicht im Winter).
Denk bei Deiner Planung an das Brand Design, die Farben, die Details. Wie leicht oder schwer Blumen wirken oder wie exotisch oder trendy sie gerade sind. Zeitlose, saisonunabhängige Pflanzen sind nie verkehrt – mit auffälligeren Blumen kannst Du wunderbar saisonale Akzente setzen.
Verwende Unterlagen und Hintergründe, die das Bild ergänzen und komplettieren. Das kann vom Holztablett über Stoffe bis hin zu farbigen Pappen (auf die Du übrigens super mit Kreide malen kannst) alles sein.
3. Deine Locations
An welchen fototauglichen Locations kannst Du Deine klassischen Tätigkeiten fotogen und professionell in Szene setzen? Schreib Dir zum einen alle Plätze in Deinem Zuhause oder Office auf, an denen Du tatsächlich arbeitest. Dann schau Dich nochmal in Ruhe um und mach eine zusätzliche Liste von all den Locations, die fotogen sind und sich gleichzeitig zum Arbeiten eignen würden.
Hier ist es wichtig, auch out oft he box zu denken. Nicht nur: Habe ich einen weiteren Tisch? Sondern auch – wo könnte ich im Schneidersitz oder im Liegen arbeiten?
Hast Du eine Wand mit einer hübschen Tapete, aber davor ist ein hässlicher Boden verlegt? Verdeck ihn mit einem Teppich oder einem Tuch. Ist der kleine Sekretär echt fotogen, doch die Wand dahinter taugt nicht? Schieb ihn woanders hin.
Eine Location ist nicht nur das, was schon da ist, sondern auch das, was Du flott aufbauen kannst.
Gewöhn Dir außerdem an, in Ausschnitten zu denken. Du musst nicht das ganze Zimmer aufräumen, um eine gute Aufnahme zu machen. Vielleicht ist ein Close up möglich – oder Du gehst auf die andere Seite des Raumes und fotografierst von da.
4. Aussehen und Kleidung
Spannenderweise ist das der heikelste Punkt bei fast jedem Fotoshooting, denn wir Menschen sind fürchterlich selbstkritisch und oft unsicher. Meiner Erfahrung nach ist es hilfreich, beim Fotoshooting eine etwas bessere Version seines Alltags-Ichs zu sein. Bitte nicht total overdressen – und dann nachher ganz anders aussehen, als man sich wohlfühlt oder als die Kunden und Follower einen kennen.
Frag Dich: Wie fühle ich mich am wohlsten? Wie trage ich meine Haare und mein Make-up normalerweise, wenn ich zu einem Geschäftstermin gehe?
Genauso solltest Du Dich für das Brandshooting stylen, nur eben mit ein bisschen mehr Zeit und Aufwand. Zum Beispiel die Haare nicht nur bürsten, sondern glätten – aber eben nicht plötzlich Locken stylen, wenn Du diese Frisur nie trägst.
Deine Schokoladenseite
Kennst Du Deine Schokoladenseite – und Deine fotografischen Schwachstellen? Sag Deinem Fotograf, dass er Dir Bescheid sagen soll, wenn Doppelkinn und Rundrücken „auftreten“. Oder Du den Oberarm unvorteilhaft an den Körper quetschst. Umso offener Du das im Vorfeld ansprichst, desto weniger musst Du Dich nachher über Bilder ärgern, mit denen Du Dich nicht wohlfühlst oder die Du nicht verwenden möchtest.
Und nein – das ist keine falsche Eitelkeit. Wir alle wollen uns gut fühlen und attraktiv sein – und es sind unsere Fotos, für die wir bezahlen oder/und uns die Zeit nehmen.
Dein Look beim Brand Shoot
Meine Kleidung fürs Shooting lege ich immer am Vortag raus und packe sie auf eine mobile Kleiderstange. Am wichtigsten ist es mir, dass sich darin die Brandfarben genauso wie neutrale Farben wiederfinden, damit die Kleidung nicht out of place aussieht.
Was kann ich anziehen, damit es nicht von der Bildaussage ablenkt? Welche Ärmelformen, Ausschnitte, Stoffarten sind meins? Extratipp: „Alte“ Kleidungsstücke! Die können auf Fotos gut aussehen – es weiß ja keiner außer Dir, wie lange Du die Sachen besitzt.
Denk bei der Kleidung daran, wo kleine visuelle „Fallen“ lauern. Wann muss ich etwas runter/glattziehen um einen ungünstigen Faltenwurf zu vermeiden. Oder wenn ich ein Bild over the shoulder schieße – wie sieht zum Beispiel die Bluse von hinten aus?
Seit Jahren trage ich beim Shooting „untenrum“ Leggings und Turnschuhe für mehr Bequemlichkeit. Ich werde eh meist nur „oben herum“ fotografiert – und es ist für mich viel angenehmer so.
Die richtige Pose?
Posen finde ich ehrlich gesagt oft anstrengend, weil es nachher auf dem Foto künstlich und gestellt rüberkommt. Lieber leicht lächeln, oder konzentriert und aufmerksam schauen, ohne die Stirn zu runzeln. Und zwischendurch einfach mal hochgucken anstatt ein eingefrorenes Dauerlächeln zu haben.
Beim Telefonieren am besten sprechen, dann machst Du den passenden Gesichtsausdruck. Ich habe eine sehr bewegte Mimik, da muss ich eher reduzieren. Beim Tippen wirklich ein Dokument öffnen und tippen. Beim auf den Screen schauen ein bisschen auf dem Screen herumschauen, damit die Augen nicht starr nach vorne gucken. Also einfach ein bisschen was anbieten, ohne eine Show abzuliefern oder Dich zu verstellen. Es kann zuerst ein bisschen seltsam sein, aber Du kommst schnell in den Groove und wirst mutiger und selbstbewusster. Und das ist wichtig – lass Dich einfach fallen und komm in den Flow – denn die Kamera vergrößert alles. Auch Unsicherheit.
5. Dein Fotostil beim Brand Shoot
Überleg Dir vorher, welche Art von Fotos Dir gut gefallen und zu Dir passen. Ein Pinterestboard ist hierfür Gold wert. Pin einfach alles, was Dich anspricht und leite davon ab, welcher Style Dir liegt.
Frag Dich: Wie nah will ich ran? Mit wie viel Schärfe-Unschärfe-Kontrast will ich arbeiten (das iPhone macht ja außer im Portraitmodus immer noch alles gleich scharf…)? Wie viel Freiflächen brauche ich in einem Foto (um zum Beispiel eine Headline draufzuschreiben)? Will ich mit Reflektionen arbeiten (zum Beispiel durch Spiegelungen auf gläsernen Oberflächen wie einer Schaufensterscheibe oder einem dunklen Screen)?
Wenn Du einen guten Fotografen hast, wird er aus einer Perspektive verschiedene Fokuspunkte aufnehmen, um unterschiedliche Bilder zu bekommen. Besprich mit Deinem Fotografen unbedingt die Lichtsituation und versuch soviel mit indirektem, natürlichem Tageslicht zu arbeiten, wie es geht. Gerne in Ergänzung mit Tageslichtlampen oder Beautylights – aber wenn es geht nicht nur im Fotostudio Setup.
Leg vor dem Shoot ganz klar fest, für welche Dimensionen sich die Aufnahmen nachher eignen sollen. 4:5 (Instagram) oder doch eher 16:9 oder 1:1?
Was ich immer sehr inspirierend finde: im Vorfeld Dokumentation auf Netflix und Co. über mein Betätigungsfeld anzuschauen und gute Einstellungen und visuelle Ideen zu screenshotten. Für Köche und Foodblogger würde sich zum Beispiel die Doku „Chef‘s Table“ eignen. Ich habe mir für meine Schreibtischaufnahmen „Follow me“ über die Arbeitsweise von Buzzfeed auf Netflix angeschaut.
So, Du bist bereit für Deinen Foto Termin. Viel Spaß bei Deinem professionellen Brand Shoot!
2 Kommentare
Liebe Svenja,
ich muss nicht wiederholen, wie großartig ich dich und deine Arbeitsweise finde. Denn du hast diesen Mehrwert, weil du alles immer realisierbar und menschlich schilderst. Auch bei diesem Beitrag ging mir wieder das Herz auf, weil du einen sofort in den Machen-Modus versetzt. Vielen Dank für diese tollen Tipps. Damit sollte viel möglich sein.
Ich wünsche dir eine schöne Woche.
Liebste Grüße
Nicole
Toller Beitrag, der so viele wichtige Punkte anspricht! Und wer sich davon etwas erschlagen fühlt: holt euch eine Fotografin, die auf das Thema spezialisiert ist :-)