Ihr Lieben, in den letzten zwei Jahren habe ich elf Online-Kurse veröffentlicht. Bei jedem Kurs habe ich dazu gelernt und verstanden, wie das Business funktioniert – was bei den Leuten ankommt und was nicht. Da ihr mich immer wieder fragt “Wie nehme ich einen Online-Kurs auf?” habe ich all meine Erfahrungen und Tipps zum Online-Kurs erstellen für euch aufgeschrieben.
Zuerst verrate ich euch das Geheimnis hinter einem erfolgreichen Onlinekurs: Ihr müsst so unterrichten, dass derjenige, der euer gelehrtes Wissen braucht, es sofort anwenden kann. Dabei ist es gleich, in welchem Themengebiet ihr unterwegs seid. Ob ihr in Online Kursen Themen wie Social Media, Podcast aufnehmen, Coaching, Videos drehen, Jazz Dance, Bloggen, Basteln, Kochen oder Kaffee zubereiten unterrichtet. Was ich damit meine, erkläre ich euch schnell anhand von zwei Beispielen:
NO GO!
Mein Kurs mit den niedrigsten Bewertungen war lange der Kurs, in dem ich meinen Vortrag von der AllFacebook Marketing Conference über das Thema Instagram-Stories und vertikales Erzählen “nacherzähle” – obwohl ich die Inhalte so spannend fand. Irgendwann habe ich dann verstanden woran es lag: Das ist kein klassischer Onlinekurs, sondern ein Vortrag, den ich einfach nochmal gehalten und dabei aufgenommen habe. Aber auf einer Onlinekurs-Plattform wie Udemy erwarten meine Kunden etwas anderes. Ein wichtiges Learning für mich.
GO!
Am besten kommt es nach meiner Erfahrung an, wenn ich das Wissen in praktische Einheiten unterteile. Sprich das Wissen mit einem Löffel füttere, in kleinen, gut verdaulichen Portionen. Als Beispiel nenne ich hier gerne meinen GIF Kurs für Anfänger. Klar muss ich die Basics theoretisch erklären. Was ist ein GIF? GIPHY? Was Procreate? Aber danach geht es sofort hands-on ins Machen: Wir machen ein GIF. Wir machen ein zweites, ein drittes, ein viertes GIF. Auf diese Weise könnt ihr eure Kursteilnehmer mitnehmen, aufbauen, motivieren und inspirieren. Denn sie können direkt etwas Neues.
Mein Fazit daraus:
Jeder Online-Kurs muss praktisch und hands-on sein. Und zwar in einem Maß, dass die Teilnehmer sofort Erfolgserlebnisse und einen Nutzen haben.
Wenn jemand nach meinem Onlinekurs ein GIF postet und sagt: “Schaut, was ich kann! Ich habe gerade erst zehn Minuten Svenjas Online-Kurs belegt und schon kann ich GIFs malen. Das ist jawohl total crazy, oder?“, dann ist es richtig. Ich habe einen Teilnehmer erreicht und konnte ihm einen echten Mehrwert bieten. Er kann das Gelernte sofort anwenden und findet den Kurs deshalb super!
Diese direkte Anwendbarkeit hinzubekommen, ist eine Kunst. Dafür müsst ihr euer Thema WIRKLICH beherrschen und vor allem verstehen, wie ihr es in kleine Teile unterteilt.
Online-Kurse konzipieren, promoten und verkaufen. So geht’s!
Seid ihr bereit, loszulegen? Dann krempelt die Ärmel hoch und lasst uns starten. Auf geht’s in neun Schritten an eure Online-Kurs Erstellung:
1. Wie unterrichte ich online?
- Überlegt euch folgendes: Jemand ohne Vorwissen sitzt vor euch. WAS müsstet ihr dieser Person WIE erzählen oder zeigen, wenn sie euer Thema verstehen soll?
- Nehmt euch ein Blatt Papier oder öffnet Word und schreibt nacheinander auf, was ihr eurem Gegenüber erzählen würdet. Am besten geclustert in Themenblöcke: Wie unterrichte ich? Wie lange brauche ich, um einen Kurs aufzunehmen? Gibt es Tricks für den Launch? Wir kurbele ich die Kursverkäufe an? Auf welcher Plattform kann ich den Kurs vermarkten …
Schon habt ihr eine Struktur und einzelne Lektionen für euren Online-Kurs erstellt.
2. Wie lange dauert es von der ersten Idee bis zur Fertigstellung des Kurses?
Mittlerweile brauche ich ungefähr sieben Tage zum Online-Kurs erstellen. Ich konzipiere meine Kurse (weil ich eh permanent über die Inhalte nachdenke) eher “nebenher”, beim Duschen oder beim Kochen. Wenn ich lange genug im Alltag über ein Thema nachgedacht habe, setze ich mich hin und skizziere den Kurs einmal. Dazu brauche ich circa zwei Stunden. Die Produktionsdauer eines Kurs variiert stark – zwischen fünf und sieben Arbeitstagen. Das Aufnehmen braucht Ruhe und vollste Konzentration und es ist wichtig, Pausen einzuplanen.
Zusammengefasst brauche ich …
Konzept: Ein bis zwei Stunden
Aufnehmen des Online-Kurses: Ein bis zwei Tage
Schnitt: Zwei bis drei Tage
Vertonen/Aufsprechen: Eine Stunde
Achtung, hierbei handelt es sich um meinen Zeitaufwand nach elf Kursen. Bitte nicht verzweifeln, wenn das Ganze bei eurem ersten Kurs länger dauert. Wenn ihr dranbleibt, habt ihr flott eine Routine erarbeitet, versprochen!
3. Die Kurslänge
Ihr fragt mich oft, wieviel Inhalt in einen Kurs soll oder ob ich lieber mehrere kleine Kurse empfehle. Hier lautet meine Antwort klar: Besser 30 Minuten Kursdauer als eineinhalb Stunden. Wir möchten alle schnell lernen und verstehen. In 30 Minuten kompakt etwas lernen – und das dann direkt anwenden können – motiviert und macht Lust auf mehr.
4. Kursteilnehmer und Zielgruppe
Für wen ist der Kurs geeignet? Überlegt euch gut, wer eure Zielgruppe ist und auch wie viele Leute es in eurer Zielgruppe gibt (zu nischig kann auch frustrieren). Definiert außerdem klar, was ihr mit eurem Kurs in der Zielgruppe erreichen möchtet.
Es gibt Kurse, wie meinen GIF-Kurs, mit denen ich ein anderes Ziel verfolge, als nur abzuverkaufen. Der GIF-Kurs soll das Thema “GIFs” in Deutschland sichtbarer machen und mich als Expertin in diesem Gebiet positionieren und relevant machen.
5. Kursinhalte – Evergreen Content
Evergreen Content ist langlebig und schon alleine deshalb Gold wert. Wenn ihr grundlegend gut unterrichtet, müsst ihr euch keine Gedanken machen, wenn es auf der unterrichteten Plattform mal ein neues Feature gibt.
Ein Beispiel: Ich habe einen Pinterest Kurs rausgebracht und es erscheint ein neues GIF Feature auf Pinterest. GIFs funktionieren analog zum Pinterest Pin mit Bild, das bedarf nicht unbedingt eines Updates.
Bei größeren Änderungen und vermehrten Fragen eurer Teilnehmer, solltet ihr euren Online-Kurs updaten. Die easy Lösung hierfür lautet: Bonuslektion!
6. Der Preis ist heiß!
Und wie! Wenn es um das Pricing für Online-Kurse geht, scheiden sich die Geister. Ich mache die Preisfindung nach Bauchgefühl. Mein WHY bei allem was ich tue, ist, das möglichst viele Frauen Zugang zu Wissen bekommen. Jede Frau soll sich meine Kurse leisten können. Bildung darf nicht von finanziellem Status abhängen und deshalb sind meine Kurse erschwinglich.
Geht für die Preisfestlegung in euch und überlegt euch wieder genau, was ihr erreichen möchtet. Vom schnellen, reißerischen Umsatz rate ich ab. Und empfehle bei der Preisgestaltung langfristig und nachhaltig zu denken. Dann kommen eure Teilnehmer zurück und werden zu treuen Fans.
7. Die Technik beim Online-Kurs erstellen
Damit es nicht an der Technik scheitert, zeige ich euch, wie ihr easy peasy euren Online-Kurs aufnehmen könnt. Dazu verwende ich fast ausschließlich kostenfreie Tools. Generell unterscheide ich in
- Talking Heads Aufnahmen, bei denen ich vor der Kamera stehe.
- Screencast Aufnahmen, bei denen ich den Bildschirm meines iPads, iPhones oder MacBooks aufnehme.
Talking Heads Aufnahmen:
„Muss ich mich selber filmen für meinen Online-Kurs?“ Das hängt vom Thema ab. Für einen Online-Kurs zum Thema Achtsamkeit würde ich mich immer selber filmen. Bei Tanzkursen ebenso. Bei Themen wie „Wie zeichne ich ein GIF“ möchten die Teilnehmer jeden einzelnen Schritt und Klick sehen, nicht mich.
Für euren Kurs-Trailer stellt euch ruhig vor die Kamera, damit die Interessenten ein Gesicht zur Stimme haben. Die Leute möchten wissen, wer ihnen das Thema vermittelt.
Wenn ich vor der Kamera stehe, nehme ich alles mit meinem iPhone auf. Das ist der einfachste und schnellste Weg, den ich jedem empfehlen kann. Ihr braucht weder ein großes Setup mit Spiegelreflex noch weitere Technik. Mit meinem iPhone fühle ich mich wohl und die Qualität reicht gerade bei den neuen Geräten absolut aus.
Achtet darauf, dass ihr euch so nah wie möglich an die natürliche Lichtquelle stellt, aber ohne direktes Licht. Also: Ab ans Fenster, aber nicht im Sonnenlicht stehen, das Schatten macht.
Screencast Aufnahmen:
Tool-Tipp: Quicktime Player
Screencasts könnt ihr direkt am Desktop von eurem Computer oder MacBook mit dem Quicktime Player aufnehmen. Quicktime ist ein kostenloses Programm, das ihr euch hier herunterladen könnt. Damit habt ihr die Möglichkeit, eine hochwertige Bildschirmaufnahme zu machen. Auf diese Weise nehme ich Online-Kurse auf und es funktioniert super!
Tool-Tipp: Bildschirmaufnahme
Am iPhone oder iPad könnt ihr direkt über die bei Apple-Geräten integrierte Funktion Bildschirmaufnahme aufnehmen.
Aufnahme von Ton:
Tool-Tipp: App Voice Record Pro
Den Ton nehme ich getrennt von meinen visuellen Inhalten auf – auch das ist ganz easy. Ihr braucht kein Equipment außer eurem iPhone und die App Voice Record Pro. Ein Tipp von meinem Freund, dem Moderator Florian Weiss. Florian nimmt mit der App auch auf, wenn er unterwegs ist und das funktioniert super.
Ihr könnt Voice Record Pro mit eurer Dropbox synchronisieren und die Aufnahme direkt in der App richtig benennen und dann in der Dropbox speichern. Ich habe auch mein Schnittprogramm mit der Dropbox gesynct und kann mir die passend benannten Aufnahmen dann beim Schnitt ganz leicht reinholen.
Wichtig für die Tonaufnahme mit dem iPhone: Haltet das Handy etwas weiter weg und eher seitlich vom Munc als direkt davor. Auf diesem Weg hört man die Verschlusslaute (z.B. P, T, K) nicht so laut und ploppend.
Zugegeben: Manchmal habe ich dazu keine Lust und spreche die Voice over direkt beim Schnitt in Premiere Rush aufs iPad.
Der Schnitt:
Tool-Tipp: Adobe Premiere Rush
Zum Schnitt auf dem iPad und dem iPhone empfehle ich euch Adobe Premiere Rush. Die App ist ursprünglich nicht für groß angelegte Schnittprojekte vorgesehen, sondern eher für Mobilschnitt. Funktioniert aber super! Ich schneide auf dem iPad, das fühlt sich fast an wie Basteln, weil es durch den Touch Screen und den Stift so hands on ist.
Wichtig: Solltet ihr einen längeren, komplexen Film mit vielen Schnitten planen, ist Rush NICHT das richtige Tool für euch. Es neigt dann beim ausgeben dazu, abzustürzen.
Wer lieber auf dem Desktop schneiden möchte, dem empfehle ich iMovie – kostenlos und einfach zu bedienen.
Adobe Premiere Rush kostet circa 10,99 Euro monatlich, hat aber Vorteile. Der größte Vorteil ist: Ihr könnt eure Videos auf Knopfdruck quadratisch, hochkant und horizontal ausgeben. Also im YouTube-Format, Fernsehformat, Insta-Feed-Format und Insta-Stories/IGTV-Format. Schon ziemlich cool.
8. Die Plattform
Ich nutze Udemy als Plattform für Online-Kurse. Als Udemy Dozent zahle ich keinen Monatsbeitrag und wenn ich mit meinem eigenen Referral-Link verkaufe, erhalte ich 97 Prozent des Umsatzes. Das heißt ich kann Udemy nutzen wie einen kostenlosen Host. Außerdem kann ich die ganze steuerliche Abwicklung hier lassen. Sprich: ich muss auch keine Rechnungen schreiben. Egal, ob der Verkauf nach Deutschland, Österreich oder in die USA geht. Das macht alles Udemy! Ich bekomme am Ende nur einen Betrag auf mein Paypal Konto überwiesen und den versteuere ich ganz normal.
9. Den eigenen Online-Kurs vermarkten
Schaut genau, wo ihr unterwegs seid. Seid ihr eher auf LinkedIn oder auf Instagram, auf Facebook oder eurer eigenen Website aktiv? Oder seid ihr Pros im E-Mail Marketing? Sobald ihr diese Fragen für euch beantwortet habt, wisst ihr, was zu tun ist und wo eure Zielgruppe unterwegs ist.
Ich bin auf meinem Blog sowie auf Instagram und Pinterest aktiv. Daher mache ich zu jedem neuen Kurs zwei bis drei Posts auf Instagram, Insta-Stories und schreibe einen Blogpost hier auf meinesvenja. Vielleicht zeige ich vorm Launch noch ein bis zwei Behind the scenes auf Instagram und das war’s!
Aber: Ich habe auch eine starke Community, die ich mir mit dem Bloggen seit 2008 aufgebaut habe. So kann ich quasi auf Knopfdruck verkaufen – weil die Menschen schon Erfahrung mit meinen Inhalten sammeln konnten und mir vertrauen. Mir ist klar, dass ich deshalb weniger Marketing rund um einen Launch machen muss, als andere – trotzdem wollte ich euch auch hier realistisch zeigen, was ich mache.
Hier sind ein paar weitere Q&A’s für euch. Eure super Fragen zum Thema Online-Kurse verkaufen aus dem letzten Insta-Live:
Wieviel Geld investiere ich in die Vermarktung?
Gar keins! Ich schalte keinerlei Anzeigen und gebe kein Geld aus. Meine kompletten Verkäufe funktionieren organisch. Ich persönlich habe nichts gegen Countdown-Launches, ein super Angebot oder Anzeigen, ABER ihr müsst euch im Klaren sein, dass das auch ganz andere Leute zieht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass organisch erreichte Teilnehmer ein echtes, persönliches Interesse an meinen Online-Kursen haben. Das erzählen sie nach erfolgreichem Abschluss auch weiter. (DANKE!!)
Wieviel Zeit brauche ich zum Promoten?
It never stops!
Wie verkaufe ich Kurse ohne Mega-Sales-Pages?
Mitmenschlichkeit und Werte. Und ein Crossover aus Blogposts, Social Media, YouTube, LinkedIn, Udemy und Communityarbeit. Auf all den genannten Plattformen bin ich für die Community da und direkter Ansprechpartner.
Wie lange muss ich einen Kurs im Vorfeld bewerben?
Das hängt stark von euch und euer Community ab. Für mich persönlich stehen klar andere Ziele im Vordergrund und hohe Sales sind nicht meine Religion. Ich glaube, dass Verkäufe von selbst kommen, wenn man Kunden glücklich macht, sich wirklich um sie kümmert und sie das bekommen, wonach sie suchen. Oder noch besser: sogar ein bisschen mehr. Natürlich ist es schön, viel zu verkaufen. Aber als WHY ist mir das zu schwach und auch zu wenig erfüllend.
Zusammengefasst bedeutet für mich gutes Online-Marketing:
- Authentische Bewertungen.
- Wiederkehrende Käufer (sehr wichtig!).
- Regelmäßiges, monatliches Einkommen – und nicht einen Peak in dem einen Monat, weil ihr ein Angebot in alle Kanäle gepusht habt.
Geschafft! Und bitte folgendes die ganze Zeit im Kopf haben beim Online-Kurs erstellen:
“Meine Kursteilnehmer müssen bekommen, was sie suchen“. In der Kursbeschreibung und im Trailer muss das drin stehen, was WIRKLICH im Kurs vorkommt. Sonst geben die Teilnehmer den Kurs zurück und ihr bekommt schlechte Bewertungen. Das muss 1:1 passen.
Jetzt wünsche ich euch viel Freude beim Online-Kurs erstellen. Viel Erfolg!
Eure Svenja
Ein Kommentar
Hallo liebe Svenja!
Vielen Dank für deinen ausführlichen Blogbeitrag! Nicht nur deine online Kurse sind auf das Wichtigste konzentriert – auch deine Blogbeiträge behandeln das, was du versprichst. Toller Stil!
Grüße,
Chris