Sisters are doing it for themselves

Ich, wo ich mich am wohlsten fühle – in einem Raum mit tollen Frauen

Ihr Lieben,

so gerne hätte ich mehr Zeit für meinen Blog und damit auch für euch. Aber mein Leben in der Welt, das braucht gerade mehr Platz als sonst. Trotzdem möchte ich euch zwischendrin ein paar Zeilen schreiben. Auch, weil ihr mich immer wieder fragt, wie ich das alles auf die Reihe bekommen. Wie ich es schaffe, jedem von euch innerhalb von ein bis zwei Tagen persönlich und verbindlich zu antworten. Jeden Kommentar freizuschalten. Präsent zu sein und alles gebacken zu kriegen.

Ganz einfach: Ich passe auf mich auf. Mal richtig gut, mal mehr schlecht als recht – aber mit fortschreitendem Alter immer mehr mit einer großen Priorität. Heißt: Wenn ich eine Woche wie diese habe, mit drei Einzelcoachings und drei Seminaren – dann sitze ich abends fünf von sieben Tagen in meinem blauen Sessel und mache nichts. Also nichts, was mich stressen würde.

Selbst wenn ich so für mich sorge, fehlt was. Denn Yoga und Sport fallen in so einer Woche flach, obwohl das zum Ausgleich so wichtig wäre. Auch da habe ich gelernt, gnädig mit mir zu sein. Denn ich habe ja nicht nur meinen Beruf und mich. Sondern auch noch Kinder, die zum Frisör müssen. Skypetermine mit Leserinnen, die Hilfe brauchen. Einen Kinobesuch mit Freundinnen geplant. Und einen Termin mit dem Mann, der die Insektenschutzgitter in Lissys Zimmer einsetzt. Und klar: Kochen und Hausaufgaben und der ganz normale Alltag gehen ja auch weiter. Und Zeit mit meinem Mann brauche ich. Dringend. All das ist dann wichtiger als Sport und deshalb: Mir doch wurschtepiepe.

Natürlich habe ich zwischendrin auch einen Hänger. Der Trick ist dann, den NICHT einfach so wegzustecken. Den NICHT zu überspielen und zu verdrängen. Sondern den Hänger voll raushängen zu lassen. Dann jammer ich rum, leg mich nachmittags nochmal hin. Ordere mir beim Aufwachen via SMS einen Kaffee ans Bett, weil große Kinder was ganz Feines sind und Verständnis für ihre Mutter in diesem Zustand haben.

Durch dieses “bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, komplett Ich sein” schaffe ich es dann, das zu leisten, was ich mir vorgenommen habe. Und auf den Punkt angeknipst und da zu sein.

Was mich zum eigentlichen Grund dieses Posts bringt. Ich beobachte zunehmend, dass Bloggerinnen – und bei weitem nicht nur die, sondern Frauen und Mütter allgemein – unter dem Druck stehen, im www die perfekte Nummer vorspielen zu müssen. Das führt oft dazu, dass das Bild, das sie nach außen und in den sozialen Medien leben, sich immer mehr von dem entfernt, was sie im echten Leben vorfinden. Fast ist es, als würden sie sich immer weiter in eine selbstbestätigende Persönlichkeitsspaltung treiben. Die dann irgendwann wirklich krank macht.

Aber wer kurz vor dem Burnout steht, muss keine Fotos von einem Ausflug mit den Kindern posten. Wer Eheprobleme hat muss nicht darüber schreiben, was er für die Familie Tolles kocht. Und wer krank ist, muss nicht ein Foto aus dem Archiv kramen, um so zu tun, als würde er quality time mit seinen Lieben verbringen.

Wenn ihr jetzt denkt: “Na, das macht aber doch sicher auch keiner!” dann ist das leider weit von der Realität entfernt. Aber wer weiß – vielleicht denkt ihr auch eher: “Ertappt!”

Ein Grund mehr, dass ich im Hintergrund gerade mit meinen lieben Bloggerkolleginnen Anna, Rebecca und Mari an unserem Treffen im Juni arbeite. Da wollen wir uns in Ruhe austauschen. Wollen darüber reden, wie wir das Bloggen gerade empfinden. Was sich für uns in den letzten Jahren geändert hat. Wir möchten Zeit haben, einmal innezuhalten, nachzuspüren. Uns zu erzählen, wie wir das machen. Wie jede einzelne von uns Geld verdient und ihren Blog weiterentwickelt. Wo wir zukunftsfähige Geschäftsmodelle sehen und welche Trends wir bedenklich finden. Das geht nur zusammen – und das weiß ich spätestens, seit ich Menschen in Einzelcoachings zur Seite stehe.

Eine Leserin schrieb mir neulich: “Svenja, kannst Du mal beschreiben, was Du in Deinen Einzelcoachings eigentlich genau machst?” Klar. Ich suche mit Frauen gemeinsam Wege, wie sie ihr Leben gestalten können. So dass ihre beruflichen und familiären Bedürfnisse zusammenpassen, anstatt miteinander in Konkurrenz zu stehen.

Wisst ihr noch, wie ich letzten November freudestrahlend ein eigenes Büro angemietet habe? Das war für mich ein Entwicklungsschritt, den ich unbedingt ausprobieren wollte und der auch toll war. Aber mein Jahr hat sich anders entwickelt und ich arbeite jetzt wieder viel Zuhause. Warum? Weil meine Lebensumstände, meine Pläne, meine Kinder und ganz viele andere Sachen so gerade besser zueinander passen.

Das versuche ich auch meinen Frauen zu vermitteln. Dass es keine Generallösung gibt und wir unsere Bedürfnisse und Träume immer wieder an Realitäten anpassen dürfen, ganz flexibel. Was das für Frauen sind?

Frauen mit Kinderwunsch, die jetzt aber doch auch beruflich Fahrt aufnehmen wollen, weil es finanziell notwendig ist und sie sich nicht ewig in einer luftleeren Warteschleife befinden möchten. Frauen, die kleine Kinder haben und ihr berufliches Ich vermissen. Frauen, die große Kinder haben und gerne wieder loslegen wollen – aber deren alter Beruf nicht mehr zu ihnen passt. Oder die einfach einen großen Traum oder eine tolle Idee haben.

Wir sitzen zusammen und sprechen und lachen und weinen. Haben Aha-Momente und schmeißen unseren Gedankenturbo an. Denn da draußen, in unserer von Konsum getriebenen und patriarchalisch geprägten Gesellschaft, da macht das niemand für uns. WIR müssen DAS also AUCH NOCH alleine machen. Aber das ist nicht weiter schlimm. Sondern eigentlich ein Riesenvorteil.

Wer kennt uns schließlich besser, als wir uns selbst? Genau, niemand. Klar, so oft wie wir am Tag in uns reinhören.

Manchmal finde ich es Wahnsinn, wie oft ich Veränderungen in mir wahrnehme. Wie oft ich große Pläne anpasse, leichte Umgewichtungen vornehme und kleine Verschiebungen der Schwerpunkte. Häufig passiert das auf der Alltagseben, weil ich entscheiden muss: “Jetzt erst Vokabeln abfragen oder doch erst die Waschmaschine ausräumen?” Aber oft auch auf der großen Ebene: “Mache ich das mit dem YouTube Channel jetzt WIRKLICH?” (Antwort: Ja!) Und am häufigsten auf der inneren Ebene, wo ich eigentlich ständig einen Schritt vor und zwei zurück gehe. Nur um dann in die Höhe zu springen, mich im Kreis zu drehen, mich schwindelig kurz hinzusetzen. Und dann plötzlich genau zu wissen, wo es langgeht.

All das halte ich nicht mehr für Schwächen, sondern für Stärken. Für das, was mich ausmacht. Für das, wovon meine Leserinnen profitieren, womit ich Menschen Nutzen bieten kann und vor allem für das, womit ich Wege erkennen, sehen und zeigen darf.

Ach ihr Lieben, lasst uns doch mehr wir selbst sein und uns weniger anpassen. Lasst uns herausrufen, wenn es uns nicht gut geht. Lasst uns trauen, Überforderungen zuzugeben und lasst uns Siege wild feiern.

Lasst uns unser Inneres nach außen tragen. Unsere Bedürfnisse lautstark äußern. Wenn einer Konventionen beiseite fegen kann, dann wir. Deshalb frage ich heute jede einzelne von euch: Was gibst Du vor Dir selbst selten zu, was Raum braucht? Oder eine Lösung? Wo darfst Du gnädiger und ehrlicher mit Dir und Deiner Umwelt sein?

Warum sind manche Dinge für Frauen so schwer, die leicht sein könnten? Wo wir da draußen doch so viele Schwestern haben, denen es genauso geht und wir im Miteinander so stark sein könnten. 

In diesem Sinne: Laut aufdrehen, mitsingen und dazu tanzen!

https://www.youtube.com/watch?v=VtUWs6muGzg

Nachdenklich,

Eure Svenja

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26 Kommentare

  1. Toller Text und so wahr…Lied höre ich mir später an…danke immer wieder für deine so ehrliche und offene Art!
    viele Grüeß Biggi

  2. Danke Svenja, Du sprichst aus, was ich mir oftmals denke. Es ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen, ich kenn den ganzen Burnout-Scheiss und bin froh, dass es mir wieder besser geht. Darum pass ich jetzt besser auf mich auf und mach auch oft das, was mir Spaß macht. Geht nicht immer, aber immer öfter. Ich freu mich so sehr, dich nächste Woche zu sehen… ????

  3. Liebe Svenja,
    Ach, da hast Du mich hier schon wieder berührt und bestärkt. Danke dafür! Ich habe sofort an ein Buch gedacht (und es aus dem Regalstaub geholt), das mich vor mehr als zehn Jahren sehr “erleuchtet” hat. Es geht um ein Leben in gelassener Leidenschaft UND leidenschaftlicher Gelassenheit , mit “Mut und Gnade”. (Das Buch ist vom Bewusstseinsforscher Ken Wilber und seiner Frau Treya – auch eine (leider schon verstorbene) Schwester im Geist.) Ich bin zwar geographisch sowas von weit entfernt, mit meinen Gedanken, Wünschen und Ängsten dennoch dem, was Du schreibst, sehr nah. Danke nochmals für Deine Arbeit an einem Miteinander!

    1. Danke für Deine Worte und diesen wertvollen Buchtipp. Werde ich mir direkt bestellen! Und ja: egal wo wir sind auf diesem Planeten, es geht uns innendrin doch irgendwie allen ähnlich. Und ein Miteinander ist das einzige, was diese Knoten loesen kann. Drück Dich, Svenja

      1. Danke!
        “The (wo)man who has spent many hours trying to understand, feel and clarify the alienation and confusion of one of his/her fellow wo(men) might well be best equipped to speak to the need of the many, because all (wo)men are ONE at the wellspring of pain and joy.”
        Beschreibt Dich und das, was, wie, wodurch und woran Du wirkst, auch ganz gut, finde ich…
        Drück Dich auch… Eva

  4. Wunderbar & auf den Punkt!
    Danke für deine ehrlichen Worte und den Blick hinter deine Kulissen.
    Ich finde mich sehr wieder in deiner Beschreibung!

  5. “Manchmal finde ich es Wahnsinn, wie oft ich Veränderungen in mir wahrnehme. Wie oft ich große Pläne anpasse, leichte Umgewichtungen vornehme und kleine Verschiebungen der Schwerpunkte.” Genau darin finde ich mich wieder. Aber das ist auch der Antrieb und Motor. Danke, dass Du auch offen zweifelst und die Richtung wechselst! Ich drück Dich! Genieß heute Abend im Kino, ich bin sicher es wird toll. Die PR Artikel sind schon mal super gewesen. Liebe Grüße , kati

  6. Vielen Dank für die inspirierenden Worte liebe Svenja. Da steckt sehr viel drin!
    Ich war in der Vergangenheit eher gegenteilig unterwegs, dass ich IMMER offen und ehrlich war und dafür sehr oft seeehr viel Prügel (und Hintenrumlästereien) kassiert habe – gerade von Frauen. Irgendwo muss der Mittelweg her, denn derzeit verstecke ich mich wieder lieber hinter meiner Wenn-keiner-sieht-wie-es-mir-geht-kann-mich-auch-keiner-verletzen-Schutzmauer. Und jetzt lese ich deine Zeilen … Vielleicht können wir uns doch alle auf ein Gartenmäuerchen einigen :-) Hoffnungsvolle Grüße Sonja.

    1. Ach – WIR zwei brauchen kein Gartnemäuerchen. Komm, wir ziehen alle Rolläden hoch und machen usn nackig. Dann wird es nämlich erst richtig toll, wenn man direkt vom Herzen weg zusammen wachsen und lernen kann. Wir müssen nur die Augen aufmachen, damit wir die Gleichgesinnten erkennen. Dir lästern dann auch nicht, sondern wollen uns genau so, wie wir sind. Weil sie das und NUR das als Bereicherung verstehen, so wie wir sie als Bereicherung verstehen. Das wird schon, je älter, desto leichter.

  7. Jetzt hättest Du mich mal sehen sollen, wie ich vor dem Rechner sitze, meine Zahlen in Excel eintippe und dabei mitrocke bei dem Lied ;-))
    Danke für den tollen Text und die “paar” Zeilen ;-) und dem Mut machen, einfach man selbst zu sein. Das vergesse ich manchmal und bekomme dann die Quittung.
    Auch auf die Passage mit den perfekten Bloggerfotos möchte ich nochmal eingehen.
    Das macht nicht nur die Blogger krank, sondern auch uns “Zuschauer”. Manchmal bekomme ich dann echt Minderwertigkeitskomplexe und man muss sich bewusst ins Gedächtnis rufen, das das dort ja auch nur eine Momentaufnahme von was auch immer ist. Aber der Flut an Bilder fällt das manchmal echt schwer. Warum nicht mal ehrlich sein?? Nichts ist perfekt und für die Blogger ist es doch auch mal gut von uns Zuschauern zu hören: “Gott sei Dank, bei dir ist das genauso wie bei mir!” Wir können doch alle voneinander profitieren.
    Deswegen liebe ich deinen Blog und Dich! Weil Du zugibst, wenn mal was nicht so rund läuft und man sich in die wiederfinden und ein Beispiel nehmen kann.
    Ganz liebe Grüße aus dem Sauerland!
    Nicole

    1. Ach Danke Dir Nicole. NA KLAR ist nicht alles perfekt. Ich denke auch manchmal “Na ich kann doch jetzt nicht schon wieder von meinen Zweifeln schreiben und die Richtung wechseln”. Doch, kann ich wohl. Ätschebätsch. Und mach ich auch noch hundertmal. Weil ich keinen Filter vor mein Leben setze, weil ich niemanden verunsichern will und weil ich aus der Blogger Generation kommt, die teilt, um zu bereichern und GUTE Gefühle auszulösen.

  8. weniger anpassen, hell yeah!
    Gerade den Mädchen wird ja gerne vermittelt, dass man sich anpassen soll. Ich habe mich selber als Jugendliche in einem Bereich, in dem ich außerhalb der Norm bin, sehr angepasst. Und hab mir so lange eingeredet, dass ich manche Sachen nicht kann oder darf, nur um nicht “aus der Rolle zu fallen”. Und obwohl ich das inzwischen im Kopf alles weiß, fällt es mir doch schwer, das auch im Herzen auszuleben.
    Danke, dass Du immer wieder davon erzählst, wie Du Deinen Weg gehst. Das bestärkt mich, meinen zu gehen. Stay weird!

  9. Liebe Svenja,
    ich bin ja eher ein stiller Leser und verfolge Deine post seit geraumer Zeit. Ich mag Deine Art zu schreiben. Du vermittelst Vertrauen, Mut und ganz wichtig Ehrlichkeit. In Deinen Texten findet man sich wieder, man erkennt sich wieder, sie sind authentisch. Auch das auszusprechen was viele Denken ist mutig. Ja mutig sein, stärke zu zeigen, “ich bin nicht perfekt, mein Leben ist nicht perfekt, aber ich mache das beste daraus”, mutig sein sich zu gestehen ich brauche auch mal eine Auszeit.

    Die Realität stimmt nicht immer mit der virtuellen Welt überein. Ist es nicht so, dass Frauen manchmal raus wollen aus der realen Welt? Sie wollen flüchten, raus aus dem Alltag und wenn es so absurd klingt, eine Rolle spielen, wo sie keiner wirklich kennt, wo sie nicht kritisiert werden können, wo sie sich nicht rechtfertigen müssen. Vielleicht das zu sein, was sie sich im Innern wünschen! Das für sie perfekte Leben nach außen darstellen, eine Schutzmauer aufbauen.
    Manchmal erkennen wir uns selbst nicht wieder, wenn wir funktionieren und unser Alltag mit Bravour erledigen. Ist das das Leben was wir uns wirklich wünschen, Perfektion und Annerkenung?
    Ich wünsche mir mehr Gelassenheit, Ruhe und auch die Unbeschwertheit zurück, die ich das letzte Mal als Kind gehabt habe.
    Vielen Dank für Deine Ehrlichkeit, deinen mutigen Text, der mich zum nachdenken bringt und mir aus der Seele spricht.
    Herzliche Grüße, Najlaa

    1. Najlaa – wunderschön, Deine Gedanken. Und ich glaube Du bist da etwas auf der Spur. Gelassenheit, Ruhe und Unbeschwertheit sind für mich gerade ganz zentrale Themen. Denn nur so komme ich immer wieder bei mir selbst an. Wie gerne würde ich jetzt mit Dir einen Kaffee trinken und darüber reden, wie sich die Sehnsucht nach diesen Gefühlen und Situationen anfühlt und wie wir da mehr hinkommen.

  10. Ja das wäre schön! Ich habe noch ein ganzes Stück Arbeit vor mir :-)
    GLG und bereichere uns weiterhin mit Deinen wunderbaren Gedanken und Texte.
    Najlaa

  11. Svenja, du sprichst mir einfach nur aus der Seele. Vielen Dank für das Plädoyer. Nicht weg drücken sondern zulassen. Authentisch ist doch viel spannender als perfekt. Dicke Umarmung Antje aus Nürnberg

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