Für mich gehört zum Weihnachtsfest auch Besinnlichkeit. Zum einen erfahre ich die heute Nachmittag, wenn ich mit meinen Kindern in den Kindergottesdienst gehe. Zum anderen nehme ich mir an Weihnachten immer die Zeit, darüber nachzudenken, was ich im vergangenen Jahr für Menschen getan habe. Wen ich positiv ermuntern, aufbauen und motivieren konnte. Wem ich geholfen habe und für wen ich da war: mit meiner Muskelkraft, einem offenen Ohr und einem offenen Herzen.
Ich denke auch darüber nach, wo ich Gelegenheiten verpasst habe. Etwas hätte tun können und es aus falscher Scham oder Eitelkeit, aus Eile oder Egoismus nicht getan habe.
Vor ein paar Tagen erreichte uns dann die Nachricht über den Newtown-Amoklauf. Ich habe das erst gar nicht so richtig verstanden und die Nachricht ist nicht sofort in meinem Herzen angekommen. Vielleicht lag das auch daran, dass die ersten Opfer, deren Bilder ich sah, Erwachsene waren – und weil für eine Mutter nichts schlimmer ist, als über tote Kinder nachzudenken, habe ich die Kinder mental ausgeklammert. Bis ich die Liste der Todesopfer von Newton las:
Charlotte Bacon, 6
Daniel Barden, 7
Olivia Engel, 6
Josephine Gay, 7
Ana M Marquez-Greene, 6
Dylan Hockley, 6
Madeleine F Hsu, 6
Catherine V Hubbard, 6
Chase Kowalski , 7
Jesse Lewis, 6
James Mattioli, 6
Grace McDonnell, 7
Emilie Parker, 6
Jack Pinto, 6
Noah Pozner, 6
Caroline Previdi, 6
Jessica Rekos, 6
Avielle Richman, 6
Benjamin Wheeler, 6
Allison N Wyatt, 6
Ich las diese Namen und konnte mich kaum noch zusammenreißen. Mein Sohn Ludwig ist gerade 7 geworden. Ich war zeitgleich mit den Müttern der meisten Kinder auf dieser Liste schwanger. Würde ich in Newtown wohnen, hätte ich mit ihnen im Wartezimmer meines Frauenarztes gesessen. Wir hätten gemeinsam mit unseren Kindern Krabbelgruppen besucht, uns zum Kaffee-und-Spiel-Date getroffen. Wir würden nebeneinander wohnen und zusammen am Rand des Fußballfeldes stehen, wenn sonntags Gametime ist. Und vielleicht wären unsere Kinder nicht nur gemeinsam zur Schule, sondern sogar in die selbe Klasse gegangen. Und weiter mag ich gar nicht denken.
Diese Kinder sind NICHT weit weg gestorben und deshalb geht uns das sehr viel an. Diese Kinder sind gestorben, weil wir uns nicht alle gemeinsam stark genug machen, für eine Welt, in der sowas nicht möglich ist. Wir alle sind viel zu beschäftigt damit, unsere täglichen kleinen Sorgen zu bejammern und uns um unser kleines Leben zu kümmern. Wir wurschteln, anstatt das große Bild zu sehen. Dabei trägt jeder Einzelne von uns den Wunsch in sich, dass unsere Kinder in einer sicheren, sauberen und gesunden Welt aufwachsen. Doch dieser Wunsch reicht nicht: Wir müssen auch was dafür tun.
Amerika ist nicht weit weg. Diese Mütter haben ihre Kinder genauso geliebt, wie wir unsere lieben. Nur dass ihre dieses Jahr nicht mehr mit unter dem Weihnachtsbaum sitzen.
Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur einen Plan für unsere Familie und unseren Kindergarten, unsere Schule und unsere Stadt, unser Bundesland und unser Land haben. Es ist Zeit, dass wir einen Plan für diese Welt haben und aktiv nach Veränderungen verlangen. Genau so wie einer der Überlebenden des Aurora Amoklaufs (bei der Batman Premiere im Kino) es in dem folgenden Video tut:
Wer auch einen Plan für diese Welt möchte, wer auch möchte, dass es keine illegalen Waffen mehr gibt, kann bei “Demand a plan” danach verlangen.
Lasst uns ab jetzt aufhören, uns über Dinge zu beschweren, die uns nicht passen, sondern sie in die Hand nehmen. Lasst uns über die Dinge sprechen, die wir uns wünschen, nach denen wir verlangen – anstatt darüber zu klagen, wie sie jetzt sind. Wenn nur ein Prozent der Menschheit positiver, hoffnungsvoller und optimistischer wäre und andere damit anstecken würde: Was wir alles bewegen könnten.
Die amerikanische Bestsellerautorin Maya Angelou ist Sprecherin der “A complaint free world” Bewegung. Im folgenden Video spricht sie darüber, wie es wäre, wenn wir aufhören würden, immer die Anderen verantwortlich zu machen. Und beginnen würden, mit mehr Liebe, bereit zu Gesprächen und mit einer wirklich mitmenschlichen Haltung in die Welt gehen würden.
Dies ist mein Denkanstoß und mein Weihnachtsgruß für euch – und sicher nicht das letzte Mal, dass ich darüber etwas schreibe.
Habt ein gesegnetes Weihnachtsfest mit eurer Familie, voller Gemeinschaft, Liebe und unvergesslicher Momente.
Frohe Weihnachten
Eure Svenja
2 Kommentare
Ja, liebe Svenja, bitte höre niemals auf, darüber zu schreiben. Denn eigentlich wissen wir alle um’s große Ganze, verlieren es nur immer wieder aus den Augen, weil wir so beschäftigt sind mit unserem kleinen Alltag, unserem kleinen Leben. Da ist so wichtig, dass wir uns gegenseitig immer wieder anstupsen, den Blick für das Wesentliche zu behalten, unseren Horizont auf 360 Grad auszurichten und auch so zu handeln. DANKE für deinen eye opener am Weihnachtsmorgen.
FROHE WEIHNACHTEN für dich und deine Lieben
Deine Daniela
Liebe Svenja,
ich gebe dir völlig recht, und auch ich war total geschockt, als ich die Nachricht hörte. Ich würde mir aber wünschen, dass die Medien diese furchtbaren Berichte nicht so ausschlachten würden. Ich befürchte, dass da draußen noch genug Schläfer rumlaufen, die auf dumme Ideen kommen könnten. Außerdem stelle ich fest, dass die Dinge, die täglich passieren, einen leider nicht mehr so treffen. Die Kinder, die jeden Tag in Afrika verhungern, oder die, die im Krieg unschuldig sterben. Syrien ist auch nicht so weit weg. Und ich habe da noch keine Namen der Kinder gelesen. Undenkbar, wenn das bei uns passieren würde. Vielleicht sollten wir auch darüber öfter nachdenken und generell solche Dinge nicht zur Gewohnheit werden lassen.
Drück dich und freu mich auf ein neues Jahr mit dir.
Merry Christmas
Deine Katja