Ich kann auch anders

Wir feiern diesen Freitag unser Sommerfest im Kindergarten. Sicher kennt ihr das, man muss sich dann in Listen eintragen, wo und wie man helfen will. Beim Getränkeausschank oder bei der Station “Flaschen zum Klingen bringen”, bei der Kuchenausgabe oder beim Kartenverkauf. Und wie ihr euch sicher denken könnt, gähnt diese Liste vor Leere.

Ach nein, wartet mal – da stehen ja doch ein paar Namen drauf. VON DEN FÜNF FRAUEN, DIE SOWIESO IMMER HELFEN. Und dann gibt es noch fünf andere, die sich auch noch eintragen werden. Ich könnte Ihre Namen auch für sie hinschreiben, denn ich weiß eh, wer das ist. Denn ich habe sie ja dieses Jahr schon beim Karnevalsdeko schmücken getroffen. Sie leiten die Fördervereinssitzung, backen Martinsgänse, sind im Elternbeirat – die Liste ist endlos.

Komischerweise ist auch die Liste der Eltern recht lang (75 Paare), die in unserem Kindergarten ein- und ausgehen. Die Liste derer, die sich engagieren, aber immer wieder erschreckend kurz. Und genau deshalb erfülle ich heute den Wunsch meiner Leserin Martina. Die wollte nämlich, dass ich mal was zu dem Thema “Ich kann auch anders” schreibe. Und dafür ist heute wegen der leeren Liste ein ziemlich guter Zeitpunkt.

JAJA, ich weiß. Ihr arbeitet. Und euer Mann auch. Natürlich Vollzeit. Und deshalb gebt ihr eure Kinder in eine Kita. Ihr seid nicht alleinerziehend oder braucht das Geld. Ihr geht arbeiten, um den Anschluss nicht zu verlieren – und verliert dabei oft den Kontakt zu euren Kindern.

Für euch sind wir antiquiert. Zuhause bleiben, obwohl die Kinder “groß” sind? Zeitverschwendung. Hausmütterchen, Hausfrau, nicht emanzipiert, stehengeblieben. Stimmt, wir sind stehen geblieben – auf der Leiter, als wir an Fasching die Girlande für eure Kinder aufgehängt haben. Hausfrau und Hausmütterchen? Ja, wir kennen Rezepte für die Weihnachtskekse, die wir mit euren Kindern backen. Nicht emanzipiert? Stimmt, wir würden jederzeit alles stehen- und liegenlassen, wenn unser Mann oder unsere Kinder uns brauchen.

Und wenn ich gerade schon dabei bin: Wir haben keine Zeit ÜBER, nur weil wir Zuhause sind oder “nur” halbtags arbeiten. Wir nehmen sie uns – um unsere Familie glücklich zu machen. Das ist unsere Priorität und eure Kinder sind ganz nebenbei oft die glücklichen Nutznießer. Wenn ich sehe, was ihr alles verpasst, weil ihr nicht da seid, könnte ich heulen. Wie gesagt, ich spreche nicht über Frauen, die arbeiten MÜSSEN – die sind ja meist in der Freizeit extrem engagiert und machen alles möglich. Und alleinerziehende Frauen sind eh meine Superheroes – sie haben den härtesten Job der Welt und sind dabei komplett intrinsisch motiviert.

Ich spreche über die, die denken, dass sie alles haben können. Mann, Kinder, Karriere, Zeit für sich. Meiner Erfahrung nach bleibt dabei immer jemand auf der Strecke. Die Familie, die Ehe, man selbst. Im schlechtesten Fall die Kinder.

Neulich habe ich in einem Blogpost erwähnt, dass ich mit meinen Kindern aufs Erdbeerfeld gehe. Daraufhin schrieb mir eine liebe Leserin ganz ehrlich:

“Was du über eure Nachmittage schreibst, macht mich wehmütig. Ich habe es verpasst, die Nachmittage mit meinen Kindern zu verbringen, als sie noch jung genug waren. Ich habe immer nur gearbeitet und alles andere “auf später” verschoben. Jetzt ist später und meine Kinder sind groß. Sie haben kein Interesse daran mit mir aufs Erdbeerfeld zu gehen. Ich mache das jetzt alleine. Es ist wie es ist, ich will dir nur sagen: Genieße diese Zeit!”

Liebe Leserin, Danke für Deine offenen Worte und dass Du mich an Deiner Lebenserfahrung teilhaben lässt. Ja, ich genieße die Zeit mit meinen Kindern. Ich mache nicht immer alles richtig und an schlechten Tagen bin ich auch gestresst, weil ich mich fremdbestimmt fühle. Aber was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass es sich lohnt. Es lohnt sich, weil meine Kinder zu Menschen werden, die das für ihre Kinder auch machen werden – weil sie es nicht anders kennen.

Sie werden an ihre Kindheit ähnliche Erinnerungen haben, wie ich an meine: duftende Kuchenbleche, nackte Füße auf warmem Gras, zahllose Sommerfeste, wilde Wasserschlachten und eine Mutter, die da ist, wenn man sie braucht. Und die beim Sommerfest von 16:30 bis 17:00 die Kinder schminkt.

In diesem Sinne

Eure Svenja

P.S.: Wer den Post für political incorrect hält, braucht mir gar nicht erst zu schreiben. Er heißt ja nicht umsonst “Ich kann auch anders”. Ein Hoch auf all die Frauen, die im Leben verstanden haben, worum es wirklich geht.

P.P.S.: Wie ich die Frauen finde, die Zuhause sind und trotzdem nie mithelfen, sondern lieber mit ihren Freundinnen Kaffee trinken oder zum Chinesen gehen oder auf der Couch abhängen, muss ich wohl gar nicht erst sagen. Vor allem, wenn sie dann mal vorbeischauen und gucken kommen, wenn wir fertig sind “denn mein Sohn ist ja so begeistert von der bunten Deko.” Ähem.

P.P.S.: Die 10 € Mitgliedsbeitrag für den Förderverein im Jahr kaufen einen übrigens nicht davon frei, sich zu engagieren.

P.P.P.S.: Ich kann auch anders.

48 Kommentare

  1. Großartig!!!!!! Habe mit Begeisterung und einem Tränchen im Auge deinen Artikel gelesen ! Und was soll ich sagen,jetzt habe ich doch tatsächlich ein wenig von meinem schlechtem Gewissen über meine angebliche Faulenzerei verloren.Mein Sohn wird 6 und kommt dieses Jahr in die Schule.Immer habe ich gearbeitet,war lange alleinerziehend und habe nach bestem Gewissen versucht Kind,Karierre,… unter einen Hut zu bekommen.Meist blieb ich selbst dabei auf der Strecke,da ich immer Allen Alles recht machen wollte.Seit Februar diesen Jahres bin ich in meinem letzten Erziehungsjahr,bekomme weder Zuschüsse von irgendwoher,bin voll und ganz auf meinen Freund angewiesen,der finanziell alles alleine stemmt.Da ist doch ein schlechtes Gewissen vorprogrammiert! Ja wie,was machst du denn so den ganzen Tag? Wovon lebst du denn?
    Also:ich schmeiße den Haushalt(der arg zu kurz gekommen ist in meiner stressigen Hetzjagd vom Kindergarten zum Arbeitsplatz und Zurück),ich nähe viele schöne Sachen für mein eigenes Label “Heiligtum” und habe große Freude daran und mein Kind hat eine zufriedene,entspannte Mama die auch nach der Kita Zeit und Muße hat Abenteuer zu erleben! DANKE also für deinen Zuspruch!!!! LG
    Anja :-)

    1. Einzigartig!!! Grandios!!! Genau so!!
      Ich bin auch “nur” Hausfrau, Mutter von 4 Kindern, Ehefrau und arbeite nebenher als Halbtagskraft. Meine Wochenenden verbringe ich für und mit meinen Kindern auf dem Fußballplatz. Ich würde auch mein letztes Hemd für Mann und Kinder geben. Als sie kleiner waren, war ich auch im Elternbeirat und auf jedem Fest zugegen. Selbst 12 Stunden vor der Entbindung hab ich noch ein Fest mitorganisert, hinterher aufgeräumt….
      Ach was jammere ich denn. Die Mütter, die sich immer aus allem raushalten: Ihr verpasst echt was.
      Und für die Muttis und Papis die immer dabei sind: Macht einfach weiter so, denn diese tollen Momente kann euch keiner mehr nehmen.

  2. Denn wenn unsere Kinder nicht von uns vorgelebt bekommen was es bedeutet füreinander dazusein, sich für die Gemeinschaft einzusetzen – dann brauchen wir uns nicht wundern, daß viele Einzelne nur noch an sich denken – auch in der Politik – denn auch Politiker waren mal Kinder…

  3. Du sprichst mir aus der Seele, DANKE.
    Ja das kenn ich nur all zu gut, bei uns ist am Sonntag Sommerfest; 72Eltern(paare) und trotzdem werden die listen nicht voll. Da kommen tatsächlich so antworten wie “Kuchen gebacken? hab ich doch erst letztes Jahr” – wie entsetzt ich dabei war kannst du dir sicher vorstellen. Bei uns ist das leider auch jedes Jahr das gleiche Thema :-(
    Ich finde es supertoll das du das mal so in Worte gefasst hast. DANKE

    fühl dich lieb gedrück
    Lg Steffi

  4. …schon jetzt einer meiner lieblingsposts von dir. und wie gut, dass gerade JETZT kommentare gleich hier direkt möglich sind, denn für deine ehrlichen worte hast du dir definitiv ein HIGH FIVE verdient :)
    mein sohn ist gerade eins geworden und deine zeilen haben mich bestärkt, genau das zu machen, was ich sowieso vorhatte: die zeit, die jetzt kommt richtig zu genießen. für ihn, für mich, für uns. ich geh jetzt kochen und zwar mit liebe.
    mahlzeit!

  5. Du sprichst mir aus tiefster Seele…!!!! Endlich hat jemand mal die Worte gefunden und sie “zu Papier” gebracht, die auch jedesmal durch meinen Kopf sausen, wenn ich den Kindergarten betrete/verlasse. DANKE!!! :-D

  6. super :-)
    musste viel schmunzeln beim lesen! so vieles kommt mir so bekannt vor und es tut gut zu lesen es anderen doch genauso geht.

    ich habe 4 (zum teil noch kleine) kinder. mein tag ist nie langweilig. zu den kindern gehört ja auch noch der papa (mein mann ;-) ), das haus, der garten, mein dawanda-shop, freunde, ehrenamtliches usw…trotzdem bringe ich gerne heute nachmittag beim kindergartenabschlussfest meines sohnes einen salat mit. das hackfleisch darin wird noch warm sein, weil ich es mal wieder kurz vor knapp erst schaffe fertig zu werden. wie immer werden wir in aller eile und hektik aufbrechen und wahrscheinlich auch ein paar minuten zu spät kommen. aber es so wichtig das wir da sind! vor allem FÜR meinen sohn.
    ich führe das leben das ich immer wollte. ich bin erfüllt von dem was ich tue! mir fällt keine decke auf den kopf, ich verwirkliche trotzdem mich selbst und mir geht es gut dabei zuhause sein zu dürfen :-) natürlich würde es uns finanziell gut tun, wenn ich arbeiten würde. aber das ist es nicht wert. ich würde so viel verpassen. nicht nur bei den kleinen. auch die sorgen und freuden der großen. ich habe meine kinder nicht bekommen um sie dann von anderen betreuen zu lassen. zumindest noch nicht bevor sie 3 sind und dann auch nur halbtags im kindergarten. ich möchte das sie wissen das ich immer für sie da bin.

    und wie du so schön geschrieben hast:
    Ich mache nicht immer alles richtig und an schlechten Tagen bin ich auch gestresst, weil ich mich fremdbestimmt fühle.
    JA!!! solche tage gibt es!definitv! aber eben, es lohnt sich :-)

    aber ich weiß auch das ich mich glücklich schätzen darf, nicht arbeiten zu müssen und ich ziehe meinen hut vor denen die es keine wahl haben!

    jetzt muss ich aber beeilen, sonst komme ich mal wieder zu spät in den kindergarten und das essen muss auch noch gekocht werden!

    schön das ich deinen blog heute entdeckt habe, ich glaube ich werde öfters vorbeischauen :-)

    lg, anne

  7. Hallo,
    großartig, diese tollen Worte! Leider werden wir es nicht ändern können, es sind immer dieselben die sich in irgendwelche Listen eintragen! Ich habe die Erfahrung gemacht, das es sogar mittlerweile als selbstverständlich aufgefasst wird und wenn man dann tatsächlich mal keine Zeit hat, wird man schief angeguckt!!!! Ich habe gerade erst deinen Blog entdeckt und du wirst nun in mir eine neue Leserin haben!!!! LG Britta

  8. Hallo Svenja,

    genau sooooooooo ist es!!! Ganz, ganz toll, dass Du das mal aufgeschrieben hast. Ich bin selbst auch seit 9 Jahren “NUR” noch halbtags beschäftigt und habe für meinen Sohn meinen super bezahlten Job auf die Hälfte reduziert. Unsere Finanzen erinnern uns täglich daran ;-). Aber ich bereue nichts. Neben meinem Halbtagsjob bin ich noch Geschäftsführerin in unserem örtlichen Sportverein, organisiere mit 1-2 Frauen (obwohl das “OrgaTeam” insgesamt aus 8 Frauen besteht) halbjährlich einen Kinderkleiderbasar mit 15.000 -in Worten fünfzehntausend – angebotenen Artikeln, fahre meinen Sohn wöchentlich in die Ergotherapie, in das Legasthenietraining, zum Tennis, zum Keybordunterricht …..Aber – was soll ich sagen – mein Leben ist zu meinen Luxusleben davor so unendlich viel reicher geworden und ich bin so zufrieden und glücklich – auch mit inzwischen gut 20 kg mehr auf den Rippen – als vorher und möchte nie, nie, niemals tauschen oder mein früheres Leben zurück. Also nochmal ganz, ganz lieben Dank Svenja für Deine offenen Worte.

    LG – Michaela

  9. Vielen lieben Dank für Deine ehrlichen Zeilen. Ich höre oft den Satz, dass die *anderen* Mütter keine Wahl gehabt hätten. Hm…ich hatte sie doch auch und konnte mich entscheiden ob ich den Kindern Zeit schenken mag oder meinem Arbeitgeber. Es liegt immer an einem selbst, welche Prioritäten man sich setzen mag. Arbeiten werde ich noch lange Zeit…(kleine, mittlere, grosse) Kinder haben aber NUR JETZT!!! Liebe Grüsse!

    1. Ich finde hier den Punkt nicht. Nur wer Vollzeit daheim ist, hat verstanden, worum es geht? Klar sind es immer die Gleichen, die helfen – hier bei uns aber völlig unabhängig von Job oder nicht. Erdbeerfelder gibt es auch nachmittags nach 16:30 (für jeden, der eher nicht kann). Sie sind gut besucht. :) Am Wochenende sowieso. In der der KiTa finden sich immer ausreichend Helfer, und es hagelt Kuchen und Sonstiges. Die Feste finden am WE statt – jeder Vollzeitarbeitende kann also nachmittags Kinder schminken. Waffeln verkaufen, Würstchen braten. Wer sich um seine Kinder kümmern will, KÜMMERT sich um seine Kinder. Ob er nun arbeiten geht oder nicht. Wer in den sozialen Einrichtungen nicht hilft, hat einfach keinen Bock. Von Alleinerziehenden mal abgesehen; da kann ein Tag gar nicht genug Stunden haben. Haken tut’s hier höchstens bei Vormittagsevents; da können wirklich nur Urlauber oder Mütter/Väter, die daheim sind. Aber die retten bei uns wirklich nicht das soziale Leben in KiTa und Schule. ,)

  10. Du sprichst mir sowas von aus der Seele. gerade erst haben wir Sommerfest und den Waldausflug unserer kinder erlebt. Es waren zwei wunderbare Tage, mit viel Spaß für die Kinder und vor allem auch für uns!!! Natürlich hat man selbst einiges zu tun, und so entsteht dann der Kartoffelsalat auch mal morgens um halb 6, da man abends einfach einschläft, aaaaaaber, ich weiß (und auch mein Mann) wofür wir das tun.
    Und bleibt die Erde auch still stehen, so wird es immer die Eltern geben, die leider keine Zeit haben, etwas vorzubereiten oder am Grillfest teilzunehmen, da sie soooo viel arbeiten oder sie nicht damit zurecht kommen, dass man für ein würstchen eben 50cent zahlen muss. Ich weiß aber auch, dass wir zumindest das richtig machen :D

  11. Ja, es sind immer die gleichen, die was tun, sich engagieren und es ist meist eine Minderheit.
    Bei uns ist das genauso, hat aber nichts mit der Berufstätigkeit der Mütter zu tun – hier arbeiten fast alle…

  12. Ich finde deinen Post total beeindruckend. Ich selbst finde mich zwar noch zu jung um selber Kinder zu haben, hege jedoch auf jeden Fall den Wunsch. Ich wünsche mir außerdem, dass ich später nicht zu einer Mutter werde, die Ausreden sucht und später bereut keine Zeit mit den Kindern verbracht zu haben, weil es dann zu spät ist. Meine Kinder sollen eine erlebnisreiche Kindheit haben. :)

  13. Du hast ja soooooo recht…es sind immer die gleichen “Doofen”, die machen und tun…egal, ob vorher bei Elternabenden auch alle anderen Eltern begeistert waren oder nicht.
    Aber wir machen es gerne !!!

    Ich habe immer gearbeitet (teilweise müssen) und trotzdem versucht, so viel wie möglich mitzumachen, bin auch heute in der Schule engagiert (Schulverein) und stemme Haushalt, Mann, Kinder und Teilzeitjob…und bin froh, dass alles klappt.

    Ich mag deinen Beitrag.
    lg, sunny.

  14. Was ist das denn bitte für ein Schwachsinn? Das heißt also, alle Kinder, die Vollzeit arbeitende Mütter haben (und was ist eigentlich mit den Vätern? Die werden mal wieder komplett außen vor gelassen oder sollen die auch zu Hause bleiben, damit die Kinder nicht das Gefühl bekommen, dass ihre Väter nicht immer für sie da sind und dann lebt man halt von Hartz4?), haben eine unzureichende Kindheit und bekommen das Gefühl vermittelt, Ihre Eltern/Mütter wären nicht immer für sie da und können es dann auch nicht für ihre eigenen Kinder sein?
    Ich habe keine Kinder, aber ich erinnere mich noch sehr gut an meine Kindheit. Meine Eltern haben auch beide Vollzeit gearbeitet und trotzdem ist meine Erinnerung mit schönen gemeinsamen Ausflügen, Plätzchen backen, Handwerksarbeiten, die mein Kinderzimmer in ein Kinderparadies verwandelt haben, um das mich alle beneidet haben, und ja, auch Erdbeerfeldern, angefüllt. Und mir war es völlig wurscht, ob das am Vormittag, Nachmittag, Abend oder am Wochenende war. Und ja, auch mit wunderschönen Momenten aus Kindergarten und Hort am Nachmittag – zusammen mit anderen Kindern, in denen man seinen Spieltrieb und seine Fantasie voll ausleben konnte (anders als man das mit Erwachsenen kann) und die mich Sozialkompetenz gelehrt haben.
    Keine Ahnung – vielleicht würdet Ihr Vollzeitmütter das ja einfach nur nicht auf die Reihe bekommen – Euren Kindern trotz Vollzeitarbeit qualitativ hochwertige Zeit zu schenken. Ups, sorry, wenn das jetzt politisch inkorrekt war!
    Und was soll diese Heuchelei von wegen bei Müttern, die das Geld brauchen (und wieviele Familien können es sich heutzutage denn noch leisten, nur vom Gehalt des Mannes zu leben?) oder alleinerziehenden wäre es ja was ganz was anderes? Faktisch kommt es aufs Gleiche raus und impliziert, dass Vollzeit arbeitende Mütter nicht ausreichend für ihre Kinder da sein können – und für die, die es sich nicht aussuchen können, ist das ja wohl genau die Botschaft, die hier angeblich nicht vermittelt werden soll.
    Lieber eine Mutter, die ausgeglichen ist, weil sie ihr Leben so gestaltet, wie es sie ausfüllt und mir auch ein Vorbild an Selbständigkeit sein kann – und zwar inklusive qualitativ (und das war für mein Empfinden immer wesentlich wichtiger als die Quantität) hochwertiger Zeit mit den Kindern, als eine frustrierte Mutter, die wegen solcher Botschaften wie dieser aus Pflichtgefühl frustriert zu Hause sitzt.
    Meine Güte, die Errungenschaft der heutigen Zeit ist doch, dass auch Frauen die Wahl haben wie sie ihr Leben gestalten wollen. Wenn jemand davon erfüllt wird und es sich leisten kann, soll er, bzw. sie Vollzeit zu Hause bleiben und sich “nur” um die Kinder kümmern, aber wenn man zu der Entscheidung gelangt, dass man gerne Kinder möchte und trotzdem arbeiten will und sich ebenfalls zutraut, den Kindern trotzdem eine gute Mutter zu sein, dann sollte das doch nicht verurteilt und als Egoismus und überzogene Selbstverwirklichung dargestellt werden und vor allem nicht behauptet werden, dass diese Mütter ihren Kindern nicht genauso das Gefühl vermitteln kann, immer für sie da zu sein!
    Und ja, im Umkehrschluss sollte man es auch sein lassen, Kinder zu bekommen, wenn man auf jeden Fall arbeiten will, aber weiß, dass man dann abends und am Wochenende seine Ruhe haben will und die Kinder ständig nur vor dem Fernseher oder bei Oma und Opa oder sonstwo parkt und zu keinem liebevollen und aufmerksamen Umgang mehr fähig ist.
    Und ja, wenn Angebote von Kindergärten etc., wie Feste u.s.w., in Anspruch genommen werden, dann sollten auch alle ihren Teil dazu beitragen, dass diese auf die Beine gestellt werden können.
    Andererseits kann ich mir auch gut vorstellen wie entsetzt einige wären, wenn ihnen das aus der Hand genommen würde. Und je nach Elternanzahl können sich mit Sicherheit sowieso nicht alle beteiligen.

  15. Es gibt sicherlich Konstellationen, in denen Eltern arbeiten müssen – aber ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, zuhause arbeiten zu können. Das ist zwar oft wirklich stressig, weil ich die Augen und Ohren natürlich immer überall habe, aber auf der anderen Seite bin ich immer sofort da, wenn meine Tochter mich braucht – auch wenn Oma und Opa zur Seite stehen. Ich höre jetzt schon von allen Seiten “Wann kommt sie denn in den Kindergarten?” – dabei ist sie noch nicht mal drei… Leider ist es “normal”, dass Kinder ausquartiert werden, nicht, dass sie innerhalb der Familie aufwachsen.
    Ich möchte aber betonen, dass ich es nicht verurteile, wenn Eltern aufgrund äußerer Gegebenheiten Ihre Kinder betreuen lassen müssen – was ich aber nicht verstehen kann: Wenn Mütter, die nicht arbeiten, ihre Kinder trotzdem schon mit knapp über einem Jahr in die KITA geben…

    Liebe Grüße und danke für den Artikel – ich fühle mich verstanden ;-)
    Tanja

  16. Immerhin scheint die eigene Familie der Autorin nicht ausfüllend genug zu sein, da ja das Bedürfnis zu bestehen scheint, sich mit länglichen Texten in einem Blog auszubreiten. Wäre die damit vergeudete Zeit nicht sinnvoller genutzt gewesen, den Kindern oder dem Mann noch eine Freude mehr zu bereiten?

    1. Tja, manche schaffen es eben zu arbeiten, die Kinder zu erziehen, den Pflichten im Kindergarten nachzukommen, auf den Erdbeerfeldern nachmittags (mit den Kindern) Erdbeeren zu pflücken und erdreisten sich dann noch ihrem Hobby, der Bloggerei, nachzukommen.

      stimmt… unfassbar *ironieoff*

  17. Mein Gott…………ich komm mir vor wie bei Müttermafia…….ich dachte das wäre ein Buch aber das gibt es also doch auch im wahren Leben. Ein Lob auf die Superfrauen (schmunzel)

  18. Bei uns ist es in Kindergarten und Schule ganz ähnlich: Einige reißen alles, andere geben nur ihren Senf dazu und das war es dann.
    Trotzdem mache ich mit Kuchenbacken, Basteln, Vorlesen und Ausflügen weiter. Aber: ich lasse auch gern mal einen Termin sausen (es sind einfach zu viele), um mir die Nägel zu lackieren oder um einen Prosecco-Aperol zu genießen. Denn: Wife happy – life happy! Danke für den Artikel.

  19. Hmm, ganz schön reingewürgt, würd ich sagen…
    Ich bin zwar keine Vollzeitberufstätige, aber 75% und im 3-Schichtdienst, zusätzlich jedes 2. Wochenende…was dann ja fast genauso “schlimm” ist, oder?
    Nein, nicht alleinerziehend, nicht bedürftig…einfach nur gern arbeitend und auch für den Standard, richtig.
    ABER ich liebe meine Kinder genau wie die Vollzeitmamas, ich mach gern alles möglich, ich helfe im Kindergarten, ich backe, koche und kutschiere meine Kinder wohin das Hobby und die Freunde sie treiben.
    Vielleicht kann ich nicht so spontan sein wie die Mutter die daheim ist, aber organisieren kann ich gut.
    Ich finde diesen Blogeintrag unfair, denn was haben meine Kinder davon, wenn ich unglücklich als Hausfrau daheim bin, keinen beruflichen Anschluss mehr finde (und das war schon nach 4 Jahren Erziehungsurlaub bei 2 Kindern schwierig!) und dafür jeden Cent daheim genau abzählen muss um gut über die Runden zu kommen?
    Klar würde ich auch gern mal schwänzen und lieber ins Erdbeerfeld gehen weil das Wetter grad toll ist, aber das muss eben manchmal warten und auch das verstehen Kinder.
    Das heißt ja nicht, dass das deswegen nicht statt findet und das fällt eben unter Qualitätszeit, die auch in geringerem Maß meinen Kindern genau diese Erinnerungen bringt.
    Und wäre ich nicht im Schichtdienst, dann wäre es auch wohl öfters so, dass ich nicht im Kindergarten beim Frühstück etc. helfen könnte und dann gebe es sicher eine andere Mutter (daheim) die das gerne übernehmen möchte, denn sie ist ja extra für ihr Kind daheim geblieben und hat sicherlich diese Zeit einkalkuliert.
    Komischerweise finden sich bei uns in der Kita aber fast ausschließlich Mütter, die auch noch arbeiten und trotzdem alles möglich machen wollen.
    Da frage ich mich dann, wo sind eigentlich die Hausfrauen?
    Denn nur mit Kuchen abliefern ist es dann auch nicht getan!

    Ja, ich arbeitet gern, aber ich arbeite auch um eben eine ausgeglichene Mutter zu sein!

  20. Ist ja ganz amüsant geschrieben, aber ich finde es immer wieder unglaublich, wie Frauen sich gegenseitig kritisieren anstatt verschiedene Lebensmodelle zu akzeptieren, sich gegenseitig zu unterstützen und sich endlich zu solidarisieren.
    Gratuliere Supermutti!

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