Kinderbetreuung in Deutschland

“Am Weltfrauentag werden in München ziemlich viele Kindertagesstätten bestreikt.” Das alleine klingt ja schon wie ein Aprilscherz, ist aber keiner.

Nachdem sich neulich auf meiner facebook-Seite eine große Debatte zum Thema Kinderbetreuung (übrigens nicht nur in Deutschland) entwickelte, möchte ich den Weltfrauentag dazu nutzen, einmal aufzuschreiben, was aus meiner Sicht Kinderbetreuung ist, wie sie sein sollte.

a) Kinder bis 3 Jahre werden in der Hauptsache (also zum größten Teil des Tages) von Personen betreut, die aus der Familie stammen bzw. die sie gut und schon lange kennen.

b) Kinder, die noch nicht sprechen können, werden nur an Personen übergeben, die die Eltern gut und persönlich kennen.

c) Firmen, die Frauen beschäftigen, die Kinder unter 3 Jahre haben, sind verpflichtet, eine Kinderbetreuung auf die Beine zu stellen, die IM Unternehmen stattfindet. Die Mütter nehmen hier mit ihren Kindern zusammen auch das Mittagessen ein. (Und ja – das geht!)

d) Kinder brauchen (egal wie alt sie sind) mittags eine warme Mahlzeit.

e) Kinder brauchen viel Liebe, Kuscheleinheiten und Lob.

Warum ich das so aufschreibe? Weil ich jeden Tag Frauen erlebe, die wegen der Kinderbetreuung im totalen Stress sind. Mütter, die von der Polizei angehalten werden, weil sie zu schnell gefahren sind. Und die dann sagen: “Bitte machen sie schnell, ich muss mein eines Kind vom Flöten abholen und das andere ist alleine zuhause!” Mütter, die ihre Kinder krank in die Schule und in den Kindergarten stecken, weil sie nicht schon wieder fehlen können bei der Arbeit – das wird nicht gerne gesehen.

FULL STOP.

Es kann nicht sein, dass wir in Deutschland vergessen haben, was wichtig ist. Ganz egal, wie lang unsere To-do-Liste auch ist – es gibt Prioritäten. Es kann nicht sein, dass wir desaströse Zustände in Deutschland haben, was die Anzahl der Betreuungsplätze angeht. Genauso schlecht sieht es aus mit der Bezahlung von Kinderpflegerinnen und Erzieherinnen und last but not least – der Flexibilität deutscher Arbeitgeber. Kinderkrankheiten, St. Martinsumzüge und Weihnachtsfeiern gehören genauso zur Kindheit, wie das Vorspielen in der Musikschule. Da kann man als Mutter nicht immer sagen: Ich muss arbeiten. Und man will es auch nicht.

Wenn Frauen dann Emotionen zeigen (weil sie eigentlich bei ihren Kindern sein wollen, aber bei der Arbeit nicht eher gehen dürfen), wirken wir unprofessionell. Wieso eigentlich? Die Männer, mit denen wir zusammen arbeiten, haben doch auch Frauen zuhause, die sich um diese Sachen kümmern.

SO kann Deutschland nicht gesund sein – und das sieht man ja auch: hohe Scheidungsrate vs. niedrige Geburtenrate. Wundert euch das? Warum müssen werdende Eltern keinen Eltern-Führerschein machen? Früher gab es Ehe- und Familien-Vorbereitungskuse. Warum gibt es die heute nicht mehr – modern adaptiert, damit wir nicht völlig durchdrehen, wenn wir plötzlich von unabhängigen, berufstätigen Frau zu jemandem mutieren, dessen Tagesablauf fremdbestimmt und erschöpfend ist?

Ja, es gibt auch Männer, die Aufgaben übernehmen und das mitleben. Aber das ist nicht die Norm und oft findet diese Art von Zusammenspiel eher bei einer priviligierten Minderheit statt. Und in manchen Berufsgruppen wäre es für die Männer schlicht unmöglich.

Was kann, ja was MUSS Deutschland tun, um die Situation zu verbessern? Es kann nicht sein, dass wir uns mit solchen Zuständen zufrieden geben, nur weil wir es nicht schaffen, neben Haushalt, Ehe, Beruf und Kindern auch noch an der politischen Front zu kämpfen. Aber genau so sieht es aus. Weil wir zu beschäftigt mit dem Alltag sind und viele Frauen – hier möchte ich vor allem nochmal die alleinerziehenden Mütter, meine persönlichen Heldinnen erwähnen – finanziell und emotional ums Überleben kämpfen, passiert nichts.

Deshalb habe ich mir Folgendes überlegt: Wenn ihr mir schickt, was sich ändern muss, mache ich eine lange Liste und einen Blogpost dazu (wenn es sich anbietet, mit Video). Irgendwie müssen wir ja mal anfangen, gute Ideen zu sammeln und nach vorne zu bringen. Das wäre zumindest ein erster Schritt.

Und jetzt noch mein ganz persönlicher Gruß an euch zum Weltfrauentag: Ihr seid SPITZE. Ihr leistet unmenschlich viel. Ihr seid tüchtig. Ihr seid für Andere da. Deshalb nehmt euch heute Mal ein paar Minuten Zeit, etwas Schönes NUR FÜR EUCH zu machen. Gönnt euch ein paar Minuten Ruhe, einen kleinen Freiraum. Setzt euch einfach mal hin und seid stolz auf euch selbst. Auf alles was ihr schon geschafft habt. Und dass ihr noch so viel vorhabt.

In diesem Sinne

Eure Svenja

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