Gestern war ich shell-shocked. Ich meine, ihr schreibt mir ja viel und oft. Auch Dinge, die mich wirklich beschäftigen und zum Nachdenken bringen. Aber once in a while schreibt mir eine Leserin etwas aus ihrem Leben, das so anders ist, als das, was sie sich wünscht, dass ich erstarre.
Meine Liebe, Du führst jetzt seit mehr als einem Jahrzehnt ein Leben, was sich in großen Teilen komplett falsch anfühlt. Du weißt das auch, denn sonst hättest Du mir nicht davon geschrieben. Ich, die so viel schreibt und über die Du sagst “Ich mag Deine Art zu schreiben einfach total gerne, es scheint fast so vertraut wie ein
Telefongespräch mit einer guten Freundin.” weiß: das geschriebene Wort ist der erste Schritt.
Dinge laut auszusprechen oder Schwarz auf Weiß niederzuschreiben heißt, sie auch vor sich selbst zuzugeben. Du und Dein Mann lebt aneinander vorbei. Das ist traurig, aber nichts was mich erstarren ließe. Dazu tun das wohl zu viele. Aber Du hast einen Satz geschrieben, der mich wach gerüttelt hat.
“Meine Kinder trösten mich mittlerweile so oft und das finde ich so unheimlich schrecklich. Für die Kinder muss es einfach nur furchtbar sein die Eltern fast permanent streitend zu erleben und dann auch noch einen von den beiden trösten zu müssen.”
Ja, das ist schrecklich – und die EINZIGE, die das ändern kann, bist Du. Nur Du kannst ein neues Leben anfangen. Du hast mich nach Anne gefragt, über die ich in meinem Post “Muss ich in einer Ehe bleiben, die mich nicht glücklich macht” geschrieben habe – und die ein ähnlich gelagertes Problem wie Du hatte. Anne hat den vermeintlichen “easy way out” gewählt. Da war ein anderer Mann, der auf sie gewartet hat. Da fällt das Schluss machen leichter. Nur dass er, als sie wirklich aus ihrer Ehe ausgestiegen ist, einen Rückzieher gemacht hat.
Für Anne war das hart, aber gleichzeitig wahrscheinlich auch das Beste, was ihr passieren konnte. Wenn Du von ihr lernen magst und wissen möchtest, was ich darüber denke: Here we go.
Jeder hat ein glückliches Leben verdient, aber jeder muss auch was dafür tun. In Deinem Fall: damit aufhören, sich und andere zu belügen. Und damit beginnen, das Beste für alle zu wollen. Für Dich, für Deinen Mann, für Deine Kinder. Nicht “Ich muss doch, weil” sondern “Ich wünsche mir, weil”. Führe Gespräche mit Deinem Mann, sage was Du fühlst. Durchbrich die Mauer des Schweigens.
Das ist undenkbar? Dann bleib in Deiner gewohnten Welt. In der, wo Du den Mangel zu einem Teil Deiner Persönlichkeit gemacht hast – etwas, was deine Kinder nicht nur spüren, sondern auch in ihr Leben und in ihre Beziehungen übernehmen werden. Ich weiß, das ist hart, aber ich muss Dir das sagen.
Oder willst Du Dich vielleicht dieses eine Mal doch trauen? Dein Leben selbst in die Hand nehmen? Oder um es mal ganz deutlich zu sagen: Möchtest Du vielleicht endlich anfangen, Du selber zu sein? Das, was Du denkst, zu sagen, anstatt es runterzuschlucken. Denn frei heraus stelle ich es mir ziemlich schwierig vor ein Leben zu führen, in dem man nach außen jemand ganz anders ist, als nach innen. Es gibt keinen guten Grund für Dich, Dich dieser Einsamkeit länger hinzugeben, wenn Du das pralle Leben haben kannst
Weißt Du, egal in welch schwieriger und ausweglos erscheinender Situation man sich befindet, es gibt – und da zitiere ich aus den folgenden Videos – IMMER einen Weg hindurch, einen Weg der Dich nach oben katapultiert und einen Weg raus. Wenn die Frau in den Videos ihn gefunden hat, worauf wartest DU dann? Und bitte: schau BEIDE Videos. Sie sind nur 3 1/2 Minuten lang, aber sie werden Deine Sicht auf Dein Leben verändern. Jeder kann ein neues Leben anfangen. Jeder.
Deine Svenja
P.S.: Lass mich wissen, wie es weitergeht.
8 Kommentare
Liebe Svenja,
vielen Dank für diesen Artikel.
Ich kann da sehr gut mitfühlen, weil ich auch gerade versuche, mich freizuschwimmen. Was sehr schwierig ist! Erstens bin ich nun “alleinerziehend” (Iiiehhh!!! Welch schlimmes Wort), was ich nie sein wollte.
Und zweitens lebe ich zum ersten Mal in meinem Leben alleine. Naja, nicht ganz, da mein kleiner Sohn (6) mit umgezogen ist.
Aber trotz allen Schwierigkeiten habe ich den Schritt selbst NIE bereut. Hoffentlich bleibts dabei!
Liebe Grüße
Andrea
Es hört sich sehr gut an, was Du schreibst und es ist ja auch so. Bloß manchmal ist man Beziehungen wie gelähmt in einer Art Ohnmacht. Man weiß ganz genau, das muss anders werden, ansonsten geht man kaputt, aber alte Muster sind da und die Kraft und die Klarheit fehlt oder dauert bis man sie hat, wie es gehen kann und wie man daraus kommt. Dafür muss man oftmals sein System verstehen, wieso man dort drin ist und nicht daraus geht. Sowas kann lange Prozesse bedeuten, ja und ich selber weiß bei mir….man geht bis nach ganz unten durch viel Täler……nein zum Teil auch durch die Hölle. Für mich ist klar……man muss es fühlen was man hört ……wenn das Herz endlich Nein sagt, dann geht es weiter und dann ist einem auch alles egal!! Ich schenke der Frau viele positive Gedanken behaftet mit viel Kraft, die jeder in sich hat!!
Yep! du bringst es auf dem punkt Svenja. Jeder kann ein neues Leben anfangen. Es ist immer nur eine ENT-scheidung von uns entfernt wie wir sein wollen.
Was mich so berührt hat in dem ersten Video war als deutlich wurde das Christine, die selber nicht weiterleben wollte nach dem Tod ihre 4 Kinder, sich trotzdem entschieden hat weiter zu leben Und diese Entscheidung hat sie gemacht aus Liebe für die Freunde ihrer Kinder!
Die Frau die dir geschrieben hat, sitzt tief fest in ihre Angst. Und wir können aus Angst keine gute Entscheidungen treffen. Nur aus Liebe.
Ach Joan, Du sprichst MIR mal wieder aus der Seele.
Wie kraftvoll deine Worte zusammen mit den bewegenden Videos sind – beides habe ich schon bei meinen all-time-favs abgespeichert. Denn es gibt immer wieder Situationen im Leben, bei denen ich das Gefühl habe “Das ist mir zu viel”, “Die Kraft, um das zu ändern, habe ich nicht”. Und dann helfen mir genau solche Zeilen wie deine, liebe Svenja. Dann spüre ich wieder, dass ich der “Bestimmer” in meinem Leben bin, dass ICH etwas verändern kann.
Deiner Leserin, der du dein Blogpost gewidmet hast, wünsche ich, dass es für sie eine Kraftquelle ist, dass sise es schafft, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Svenja, vielen Dank, dass du mich mit Christine bekannt gemacht hast, die durch eine Hölle gegangen ist, die ich mir im Einzelnen gar nicht vorstellen mag. Was für eine Heldin, die jetzt wieder lächeln kann. Ein Lächeln, bei dem mir ganz warm ums Herz wird, wenn ich daran denke. Ein Lächeln, das mir ganz viel Kraft gibt für alles, was da kommt auf meiner Heldenreise!
Ach Daniela, ja, genauso war und ist das auch für mich. Schön, gell – und unsere Heldenreise wird uns noch oft Stuationen an Land spülen, wo wir uns auf unsere Kraft besinnen müssen. Ganz wichtig!
Auch ich stehe vor den Scherben meiner Ehe. Nach zehn jahren Ehe verlässt mein Mann mich und unsere 3 Kinder für eine andere. Von heute auf morgen. Ich bin zur Zeit Psychisch nicht so standfest, dass zieht mir die Füße weg. Nun frage ich mich was die Zukunft bringt. Was ich mit meinen Kinder tun kann. Ich fühle mich gerade, als würde ich in ein sehr, sehr tiefes schwarzes Loch fallen. Er ist natürlich aus allem fein raus. Er kann ohne Rücksicht ein neues Leben beginnen. Ich werde dazu nicht gefragt. Auch spiel die Angst mit, wer möchte schon eine Frau mit 3 Kindern. So viele Gedanken und Ängste in meinem Kopf. Doch muss ich stark sein. Für meine Kinder, auch wenn ich es nicht wirklich kann.
Das hört sich heftig an Katrin. Ich denke heute Abend ganz innig an Dich!